Presse
Hannover
Zwei junge Unternehmer aus Hannover verkaufen die Reste der pleite gegangenen Baumarktkette. Einige Laminatproben liegen noch aus. Kaufen kann die Böden dort niemand mehr. Max Bahr hat im Juli 2013 Insolvenz angemeldet und wurde abgewickelt. Doch zwei 23-jährige Hannoveraner haben aus den kargen Hallen von Praktiker und Max Bahr ein Geschäftsmodell entwickelt. Sie verkaufen, was geblieben ist: die Regale
Für eine sechsstellige Summe haben sich die jungen Männer das Recht erworben, zwölf Filialen in Norddeutschland auszuräumen. Dazu gehören auch die beiden Max-Bahr-Standorte in Vahrenheide und Wülfel. Vor vier Tagen haben Rybicki und Fochler begonnen, die Standorte zu leeren. Die ersten Käufer haben sie schon gefunden. Einige der Regale, die sie für den Einzelverkauf zerlegten, seien so groß wie Lastwagen gewesen, berichten sie. Sie lagern nun platzsparend in den ehemaligen Heimwerker-Tempeln und warten auf Abnehmer. „Wir verkaufen unter anderem an Speditionen, Fliesenleger und Tischler“, sagt Fochler. Allein in Hannover hat RyFo ein Kilometer Schwerlastregale und nochmal ein Kilometer Verkaufsregale abzusetzen. Hinzu kommt die technische Ausstattung der Baumärkte: Leitern, Lagerbühnen und Gabelstapler. Dass das lukrativ ist, zeigt den schnellen Aufstieg der jungen Firma. Seit Gründung im September vergangenen Jahres hat Ryfo schon neun Standorte in Nord- und Ostdeutschland abgewickelt – und 25 Kilometer Regale verkauft. Dabei profitieren die Unternehmer von der Kundenkartei, die Marcus Fochler aus seinem Vlieshandel mitbringt. Noch mehr Käufer finden Rybicki und Fochler über das Internet. Dort haben sie gerade eine eigene Website eingerichtet. In drei Wochen wollen sie das Projekt in Hannover abgeschlossen haben.
Damit nicht genug: Anschließend wollen sie zehn weitere Baumärkte auflösen – in Braunschweig, Bremen, Hagen, Halle, Hamburg, Kassel und Kiel. Pro Markt rechnet Rybicki mit weiteren 1,5 Kilometern Regalen. Bis Januar 2015 sollen alle Märkte geleert sein und ihren neuen Besitzern übergeben werden. An ihrem Geschäftsmodell wollen Rybicki und Fochler auch danach festhalten und weiterhin „Industrieverwertung und Industrieräumung“ anbieten.
Für das junge Unternehmen RyFo waren die Insolvenzen von Praktiker und Max Bahr Glücksfälle – für die Mitarbeiter hingegen nicht. Immerhin ließen sich auf diesem Weg Teile der Insolvenzmasse für die Baumärkte noch zu Geld machen – statt möglicherweise auf dem Schrott zu landen.
Von Lovis Krüger
Hannoversche Allgemeine Zeitung
18.08.2014